EPFL x Rollomatic Perfektes Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis

© 2021 EPFL

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Vor drei Jahren beschloss das Unternehmen Rollomatic, im Herzen der EPFL ein Wissens- und Kompetenzzentrum zu eröffnen. Vor zwei Jahren haben wir unter dem Titel « One year of successful challenges between Rollomatic and EPFL » über eine bereits vielversprechende Zusammenarbeit berichtet. Bis heute konnten im Rahmen dieser Partnerschaft ein Dutzend Projekte (mit drei Studentinnen und sechs Studenten) gestartet werden, darunter drei Masterprojekte und ein Doktorat.

Für diesen Artikel wollten wir dieses perfekt orchestrierte «Gleichgewicht der Kräfte» aus einer Perspektive beleuchten, die sowohl Fachwissen aus der Praxis als auch theoretisches Wissen der am Projekt beteiligten Studierenden beinhaltet. Dazu haben wir uns mit den Direktbetroffenen unterhalten: Jonathan Rochat, Leiter der Innovationszelle Rollomatic an der EPFL, Timothée Pouchon, Mathematiker und Software-Ingenieur sowie Studierende dieses Semesters.

Auf die Frage, warum Rollomatic die EPFL als Standort für diese «Zelle» gewählt hat, berichtete uns Jonathan Rochat: «Für uns war es eine naheliegende Entscheidung. Der grösste Teil unseres Bedarfs liegt im Bereich der Mathematik. Hier finden wir dank einer sehr fortgeschrittenen Ausbildung auf diesem Gebiet das beste Fachwissen. Darüber hinaus bietet die EPFL diese Vielfalt an Kompetenzen, diesen Pool an Talenten, den wir auch in anderen Bereichen wie beispielsweise Informatik, Mechanik und Robotik brauchen, weil sich unser Unternehmen ständig weiterentwickelt und auf die vierte industrielle Revolution zusteuert. Ferner dient die EPFL als erste Anlaufstelle für Studierende, die sich unseren Teams anschliessen möchten.»

Eine Zusammenarbeit, die auf allen Ebenen eine echte Win-Win-Situation darstellt und bei der das Gleichgewicht der Kräfte und des Know-hows perfekt aufeinander abgestimmt wurde. «Es ist wichtig zu verstehen, dass die Studierenden bei dieser Zusammenarbeit wirklich in die Projekte eingebunden sind. Sie arbeiten an konkreten Problemen, die wir vor Ort (in Le Landeron im Kanton Neuenburg, wo Rollomatic ansässig ist) antreffen und für die wir eine Lösung finden müssen. Ihr theoretisches Wissen, das dank der Qualität der Ausbildung an der EPFL sehr umfangreich ist, wird mit der realen Welt konfrontiert und von ihr herausgefordert. Dadurch werden die Studierenden oft aus ihrer Komfortzone gelockt, um ihre Beweglichkeit und Fähigkeit, die Theorie an die Praxis anzupassen, unter Beweis zu stellen. Ihr theoretisches Wissen entwickelt sich enorm weiter und unsere Praxis wird durch ihr Wissen genährt. Dank täglicher Betreuung erhalten sie die nötige Autonomie, um ihre Kreativität zu entwickeln und die Grenzen ihres Wissens zu überschreiten», erklärte Jonathan Rochat. Um diese praktische Erfahrung noch zu erweitern, organisiert Rollomatic einmal pro Woche eine Teamsitzung am Standort Le Landeron. So können die Studierenden zusätzlich zur täglichen Betreuung durch Jonathan und Timothée in Lausanne mit den Mitarbeitenden und Ingenieurinnen und Ingenieuren des Unternehmens in Kontakt kommen. «Damit kann man sich der geschäftlichen Zwänge bewusstwerden, sich intensiver über den konkreten Teil der Projekte und ihre Software-Architektur austauschen und gleichzeitig den Studierenden diese menschliche Dimension und dieses Eintauchen in die 'echte' Unternehmenswelt bieten», fügte Jonathan Rochat hinzu.

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Den eigenen Horizont erweitern und die eigene Komfortzone verlassen: die Sicht der Studierenden

Die befragten Studierenden gaben einen sehr interessanten Einblick in den beruflichen und persönlichen Nutzen, den sie aus diesem Zweigespann zwischen Studium und Praxiserfahrung ziehen. Axel, der von Anfang an an der Zelle beteiligt war und sein Studium inzwischen mit einem Doktorat fortgesetzt hat, verweist auf «die Wichtigkeit, an interessanten Herausforderungen aus der Industrie zu arbeiten und echte, hochkomplexe Probleme zu lösen, damit daraus ein Nutzen entsteht.»Nützlich deshalb, weil es sich um eine konkrete Arbeit handelt! Axel kann direkt in der Software arbeiten, die für die Programmierung und Bearbeitung aller Arten von Schneidwerkzeugen verwendet wird, die Rollomatic mit seinen CNC-Maschinen liefert. Der Studierende befasst sich mit dem Lösen mathematischer Gleichungen, um die Strecke, die die Schleifscheiben zur Herstellung eines benutzerdefinierten Schneidwerkzeugs zurücklegen müssen, zuverlässig zu berechnen. «Wir sind nicht auf der Suche nach der perfekten Lösung, sondern nach derjenigen, die für das Problem stimmig ist. Die Hypothesen orientieren sich daraufhin an den Gegebenheiten vor Ort, was der Forschung zugutekommt. Persönlich habe ich für mein Mathematikstudium einen anderen Weg als den «klassischen» eingeschlagen und habe dann, stolz darauf, erklären zu können, woran ich arbeite, das Doktorat in Angriff genommen. Das motiviert die Forschung sowie auch uns und die Studierenden, unseren an der EPFL erworbenen, soliden akademischen Hintergrund um eine unternehmerische Komponente zu ergänzen», sagte der Student.

Yann ist ein weiterer Student, der in der Rollomatic-Laserabteilung mitarbeitet. Er entwickelte einen Algorithmus zur Analyse von geometrischen Objekten und dreidimensionalen Netzen für die automatische Generierung von Bearbeitungsparametern für Rollomatic-Lasermaschinen. Es ist ihm gelungen, eine Code-Version vorzuschlagen, die in die aktuellen Softwarelösungen von Rollomatic integriert werden kann. Er gibt seinem Kollegen recht und erklärt, dass es ihm gefällt, «dank der grossen Autonomie, die Rollomatic bietet, Vorschläge unterbreiten zu können». Hier kann das gesamte an der EPFL erworbene Wissen dank des grossen Vertrauens, das dem Unternehmen entgegengebracht wird, fast unbegrenzt eingesetzt werden. Daraus ergeben sich Lösungen, die manchmal wie aus dem Nichts zu kommen scheinen, die aber in Wirklichkeit das Ergebnis dieser Mischung aus Theorie und Praxis sind, die die Beweglichkeit fördern, unseren Horizont erweitern und unsere Kreativität fördern.

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F&E: ein für innovative Unternehmen immer wichtigeres Bindeglied 

Benjamin, der dritte befragte Student, befasste sich in seiner Masterarbeit mit der Frage, auf welche Weise die geometrischen Parameter eines bekannten Werkzeugs optimal verändert werden können, um es in ein benutzerspezifisches Instrument zu verwandeln. Auch hier ist die Mathematik unverzichtbarer Bestandteil. Um Ergebnisse zu erzielen, die dennoch - und auch hier - für das Unternehmen sehr konkret sind, kommen fortschrittliche Begriffe der Differentialgeometrie und der numerischen Analyse zum Einsatz. Der Student unterstreicht die Bedeutung der Forschung für die Unternehmen von heute: «Ich finde es sehr interessant, dass ein Unternehmen ein Forschungsbüro unterhält, in dem langfristige Projekte entwickelt werden können.Als Student konnte ich neue Ideen einbringen und mit Ingenieuren an innovativen, langfristigen Projekten zusammenarbeiten.» Projekte, die oft weniger «dringend» scheinen, aber das Unternehmen langfristig positionieren werden. «Dafür ist die EPFL der perfekte Partner», sagte Jonathan Rochat abschliessend.

Angesichts dieser äusserst positiven ersten Bilanz besteht kein Zweifel, dass die Zusammenarbeit zwischen der EPFL und Rollomatic noch lange Bestand haben wird!

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