EPFL macht weiteren Schritt Richtung CO2-Neutralität

Dank seines neuen Heizkraftwerks ist der Lausanner Standort der EPFL ein Campus ohne Heizöl, fast ohne Gas und überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen. ©Murielle Gerber/EPFL

Dank seines neuen Heizkraftwerks ist der Lausanner Standort der EPFL ein Campus ohne Heizöl, fast ohne Gas und überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen. ©Murielle Gerber/EPFL

Nach dreijähriger Bauzeit weiht die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) heute ihr neues Heizkraftwerk ein, mit dem der Campus Lausanne vollständig mithilfe von Seewasser sowie durch die Nutzung der im Rechenzentrum entstehenden Abwärme beheizt und gekühlt werden kann. Für die Hochschule handelt es sich um einen wichtigen Meilenstein Richtung CO2-Neutralität.

2019 hatte die EPFL begonnen, auf dem Campus Lausanne die gesamte in die Jahre gekommene Heizungs- und Lüftungsinfrastruktur zu renovieren. Um den Abschluss der Bauarbeiten zu feiern, findet am Donnerstag, 8. September, die feierliche Einweihung des neuen Heizkraftwerks statt im Beisein von Vertretern aus der Politik wie dem Waadtländer Regierungsrat Vassilis Venizelos, Leiter des Departements für Jugend, Umwelt und Sicherheit.
«Die EPFL nimmt bei der Optimierung des Energieverbrauchs eine Vorreiterrolle ein», so Matthias Gäumann,Vizepräsident Operations an der EPFL. «Ende der Siebzigerjahre baute die Hochschule ihre erste Heizzentrale, um den Campus mit Seewasser zu kühlen. Seit 1986 heizen wir teilweise auch mit Seewasser. Mit der derzeitigen Anlage lässt sich der Campus Ecublens bei Lausanne durch die Kombination eines Pumpwerks, das Seewasser aus dem Genfersee nutzt, sowie von Wärmetauschern, Solarpanels und der Abwärme aus dem Rechenzentrum heizen und kühlen. Das entspricht 54% unseres Gesamtenergiebedarfs.» Der Campus ist ausserdem heizölfrei; nur 6% des Energieverbrauchs werden mit Gas gedeckt, die restlichen 40% elektrisch.
Abwärmenutzung
Im Rahmen des mit Bouygues realisierten Projekts konnte eine innovative Infrastruktur geschaffen werden, die in einem integrierten System verschiedene erneuerbare Energiequellen vereint. Die Fassaden und das Dach des an der Metrolinie befindlichen Wärmepumpen-Heizkraftwerks sind vollständig mit Fotovoltaikpanels bedeckt. Das neue Pumpwerk saugt das konstant 7°C kalte Seewasser in noch grösserer Tiefe an als die alte Anlage.
Es ist mit Wärmepumpen der neuesten Generation verbunden, mit denen das Wasser dank thermodynamischer Prozesse mit deutlich höherer Energieleistung wie Kompression, Kondensation, Entspannung und Verdampfung auf 67°C erwärmt werden kann.
Einen weiteren grossen Fortschritt stellt seit Anfang 2022 die Kopplung des Systems mit der Abwärme aus dem direkt über der Heizzentrale liegenden Rechenzentrum dar. Die Türen der Server-Racks sind so konzipiert, dass darin mit Seewasser gekühltes, gefiltertes Industriewasser zirkulieren kann – eine energiesparende und kühne technische Lösung, da man es normalerweise vermeidet, Wasser in die Nähe von Elektronik zu bringen. Indem man die Server kühlt, um den Rest der EPFL zu heizen, lässt sich viel Strom sparen, vor allem im Vergleich zum klassischen Ansatz, bei dem die Server mit einem Kühlaggregat gekühlt werden.
«Ein wichtiger Meilenstein»
Eines Tages könnte auch die gleich nebenan befindliche Kompostieranlage für die Grünabfälle der Parks und Gärten des Campus an die Heizzentrale gekoppelt werden. Ein Biogasreaktor für Lebensmittelresten aus den Cafeterias wäre ein weiterer Schritt hin zu einer kleinen lokalen Biogasproduktion.
Schliesslich kann das Ganze künftig sogar wissenschaftlich genutzt werden. Das EcoCloud-Zentrum und das Energiezentrum der EPFL wollen gemeinsam ein Projekt starten, um die CO2-Emissionen aus dem Betrieb des Rechenzentrums zu minimieren. Dieses soll die Fotovoltaikpanels der Heizzentrale und die auf dem Campus befindliche Speicherbatterie nutzen und direkt vom Rechenzentrum aus gesteuert werden.
Gisou van der Goot, Vizepräsidentin für nachhaltige Transformation an der EPFL, dazu: «Die meisten Menschen an der EPFL haben sich noch nie gross Gedanken darüber gemacht, wo eigentlich die Energie herkommt, die wir für die Heizung, die Beleuchtung und unsere Experimente benötigen. Aber die Zeiten ändern sich, und es ist wichtig, allen aufzuzeigen, wie vorbildlich die Energiestrategie der EPFL ist. In der aktuellen Situation ist es beruhigend zu wissen, dass wir ein heizölfreier Campus sind, beinahe ohne Gas auskommen und dank der neuen Heizzentrale grösstenteils erneuerbar unterwegs sind. Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem weiteren Weg.»

Zahlen und Fakten
54 % der Energie kommen aus der Heizzentrale, durch die sich der Campus mit Wasser aus dem Genfersee heizen und kühlen lässt.
6 % der Energie stammen aus Gas.
40 % werden durch Strom gedeckt.
Verbrauchsschätzung 2022: 218 GWh.


Autor: Mediacom

Source: EPFL

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