Ehrung von Honorarprofessor Julius Natterer

Julius Natterer in seinem Büro an der EPFL. © Archiv/Denis Pflug
Die EPFL bedauert, den Tod von Honorarprofessor Julius Natterer am 25. Oktober 2021 im Alter von 83 Jahren bekannt geben zu müssen. Der Experte für Holzbau und engagierte Verfechter der Kohlenstoffneutralität im Bauwesen war der Gründer des iBOIS-Labors der EPFL, wo er 26 Jahre lang unterrichtete.
Honorarprofessor Julius Natterer lehrte von 1978 bis 2004 an der Fakultät für Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen (ENAC) Holzbau und trug in vielfältiger Weise zur Weiterentwicklung des Bauens mit diesem edlen Werkstoff bei. Insbesondere gründete und leitete er das Holzbaulabor (IBOIS / EPFL), das laut Maurice Cosandey, dem damaligen Präsidenten, diesem Werkstoff in der Schweiz neuen Auftrieb verleihen sollte. In Zusammenarbeit mit Professor Roland Schweitzer gründete er 1988 an der EPFL einen Nachdiplomstudiengang für Holzbautechnik und Architektur. Er schloss sich mit Professor Jean-Luc Sandoz, einem Ingenieur für Holzwerkstoffe und -strukturen, zusammen, um diese Ausbildung auf ein internationales Niveau zu heben. Seit den 1990er Jahren kämpfte er gegen die graue Energie im Bauwesen und versuchte, diesem Bereich durch den Holzbau zur Kohlenstoffneutralität zu verhelfen.
Neuartige Bausysteme
Julius Natterer war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten auf dem Gebiet des Holzbaus, der zahlreiche neue Konstruktionssysteme aus Massivholz und genagelten Brettern entwickelte. Bekanntheit erlangte er auch für seine geodätischen, aus Holz entworfenen Dächer, insbesondere dasjenige des Polydômes der EPFL.

Zu seinen bemerkenswerten Leistungen gehören die Vallorbe-Brücke in Ballaigues (1989), der Polydome an der EPFL (1991), die Eine-Welt-Kirche in Schneverdingen (1999), das Dach der Weltausstellung in Hannover (2000), der Sauvabelin-Turm in Lausanne (2003), der Wiler Turm in St. Gallen (2006), der Zenith in Limoges (2007), der Luxemburger Pavillon an der Weltausstellung in Shanghai (2010) und der Bau des Daches der Evangelisch-Freikirchlichen Christuskirche in Heiligenstadt (2011).
Für seine bahnbrechenden Forschungen und Leistungen rund um das Thema Holz erhielt Julius Natterer zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter den Lorch DE Schweighoferpreis 2005 für sein Lebenswerk als Pionier des modernen Holzbaus, die Auszeichnung Lignum Vaud 2012 für sein Wirken im Kanton Waadt und darüber hinaus, dies für seine wertvolle Rolle als Botschafter für das Holz sowie als Ehrung seiner gesamten Karriere. Zu erwähnen ist auch die Torroja Medal IASS 2014, die ihm für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der Rumpfstrukturen verliehen wurde.
Julius Natterer hat das Bauwesen für Holzwerkstoffe ins 21. Jahrhundert geholt.
Wissenschaftliches Erbe
Innerhalb der ENAC-Fakultät der EPFL betreute Julius Natterer zahlreiche Doktorandinnen und Doktoranden und bildete mehrere Post-Docs aus. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gaben sein bahnbrechendes Konzept im Unterricht als Lehrkräfte oder durch die Gründung eigener Holzbauunternehmen weiter, darunter Michael Flach in Innsbruck, Martin Kessel in Hildesheim, Amino Yoshiaki in Japan, Chi-Jen Chen in Taiwan, Jean-Luc Sandoz, bei CBT-CBS in Saint-Sulpice und Markus Mooser, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Ingenieurwissenschaften des Kantons Waadt.

«Julius Natterer war ein wegweisender Professor, der Generationen von Ingenieurinnen und Ingenieuren die Kunst des Holzbaus und die Mechanik von Holzkonstruktionen auf innovative Weise lehrte. Seit seiner ersten Anstellung an der EPFL im Jahr 1978 spielte er eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Holzbaus in der Schweiz und im Ausland. Das Institut für Bauingenieurwesen der EPFL ist zutiefst betrübt über die Nachricht von seinem Tod. Wir möchten seiner Familie und seinen Angehörigen unser aufrichtiges Beileid und tiefes Mitgefühl aussprechen», sagte Dimitrios Lignos, Direktor des EPFL-Instituts für Bauingenieurwesen. «Julius Natterer war eine herausragende Persönlichkeit, innovativ und von aussergewöhnlicher Bedeutung. Er hat das Bauwesen für Holzwerkstoffe ins 21. Jahrhundert geholt», bemerkte Yves Weinand, der derzeitige Direktor des IBOIS-Labors an der EPFL.
- Die Beerdigung findet am Mittwoch, 3. November, um 14 Uhr in der Kathedrale von Lausanne statt.