Drei EPFL-Spin-offs unter den 50 europäischen «Super Scale-ups»

Die Käfigdrohne von Flyability, die von Hindernissen abprallt © Alain Herzog

Die Käfigdrohne von Flyability, die von Hindernissen abprallt © Alain Herzog

Jedes Jahr werden am Tech Tour Growth Summit unter 400 Unternehmen die 50 besten europäischen Scale-ups ausgewählt. Bei der Ausgabe 2020 waren vier Schweizer Unternehmen dabei, von denen drei EPFL-Spin-offs sind: Flyability, Kandou und Nexthink wurden von einem Expertengremium ausgewählt. Nach dessen Einschätzung verfügen diese Unternehmen über das Potenzial, künftige Technologieführer zu werden.

Seit fünf Jahren treffen sich 50 der besten europäischen Technologie-Scale-ups und ihre Investoren am Tech Tour Growth Summit. Diese Unternehmen, zu denen auch Flyability, Kandou und Nexthink gehören, werden von einem Ausschuss internationaler Investoren unter mehr als 400 Bewerbern ausgewählt. Sie gelten als sogenannte «Super-Scale-ups», d. h. Unternehmen mit hohem Wachstum, die Millionenumsätze erzeugen und in den sehr erlesenen Kreis der «Einhörner» aufsteigen können, deren Wert über eine Milliarde beträgt.

Internationale geschäftliche Ambitionen

Am nächsten Tech Tour Growth Summit erhalten Flyability, Kandou und Nexthink vielleicht einen der «Growth and Innovation Awards» wie 2019 das ebenfalls aus der EPFL hervorgegangene Unternehmen Sophia Genetics. Patrick Barbey, Direktor der Waadtländer Innovationsagentur Innvoaud als Trägerin der Initiative Scale Up Vaud, sagt: «Dass Waadtländer Scale-ups in die Tech Tour Growth 50 gewählt werden, beweist die Innovationskraft der Schweiz und insbesondere des Kantons. Diese Unternehmen sind mittlerweile in einem Stadium angelangt, in dem die Erreichung ihrer hoch gesteckten geschäftlichen Ziele auf internationaler Ebene Realität geworden ist.» Mit vier Unternehmen in den Tech Tour Growth 50 liegt die Schweiz im Übrigen hinter Grossbritannien und Deutschland an dritter Stelle.

Flyability, Kandou und Nexthink

Flyability entwickelt Standard-Inspektionsdrohnen für die Industrie. Diese können dank ihres Käfigs einfach an Hindernissen abprallen, statt sie umfliegen zu müssen. Mit mehr als 350 Kunden weltweit ist das EPFL-Spin-off im Bereich der Erkundung gefährlicher Orte in der Nuklear-, Energie-, Chemie- und Bergbauindustrie führend geworden. Die Gründer haben bereits mehr als 15 Millionen Franken eingenommen.

Die immer noch im Innovation Park der EPFL beheimatete Firma Kandou Bus befasst sich mit einer der grössten Herausforderungen der Elektronikindustrie. Das 2011 gegründete Unternehmen entwickelt Computerkomponenten, mit denen sich die Leistung und Zuverlässigkeit der Kommunikation zwischen elektronischen Geräten verbessern und gleichzeitig ihr Energieverbrauch verringern lässt. Dank ihrer Arbeit konnten bereits mehrere Normen weiterentwickelt werden. Ausserdem ist es Kandou Ende 2019 gelungen, 56 Millionen Dollar zu beschaffen. Durch diese dritte Finanzierungsgrunde ist das Kapital des Unternehmens auf fast 100 Millionen angewachsen. Zuerst verkaufte es seine Systeme im Lizenzverfahren, kann jetzt jedoch seine rund 300 Patente mit der Markteinführung einer Reihe von Produkten für die breite Öffentlichkeit nutzen.

Die 2004 gegründete Firma Nexthink entwickelt ein System, mit dem die IT-Abteilungen grosser Unternehmen in Echtzeit die gesamte Aktivität ihres Informatikparks sehen können. So lassen sich Pannen und Sicherheitslücken darstellen, aber vor allem dank eines automatisierten Lernverfahrens Lösungen für bereits früher aufgetretene Probleme aufzeichnen und reproduzieren. Mit über 7 Millionen ausgerüsteten Computerarbeitsplätzen in 900 Unternehmen ist das Spin-off führend auf seinem Gebiet und zählt unter seinen Kunden zahlreiche multinationale Unternehmen wie Adobe, Commerzbank und Western Union. Es hat mehr als 150 Millionen Franken beschafft.