Die EPFL soll zu einem Safe Space werden

L-R Carmela Troncoso, Deirdre Rochat, Chiara Ercolani, Alias Poma © 2021 EPFL

L-R Carmela Troncoso, Deirdre Rochat, Chiara Ercolani, Alias Poma © 2021 EPFL

An der EPFL wurde eine neue Initiative zur Unterstützung der LGBTIQ+-Gemeinschaften ins Leben gerufen. Sie schafft einen Raum für Dialog und Wachstum und hilft unserem Campus, inklusiver und aufmerksamer gegenüber LGBTIQ+-Themen zu sein.

Safe Space, ein neues campusübergreifendes und basisdemokratisches Projekt, das seit Monaten am Entstehen ist und vom Vizepräsidium für verantwortungsbewusste Transformation (VPT) unterstützt wird, zielt darauf ab, die LGBTIQ+-Gemeinschaften der EPFL durch den Aufbau eines Netzwerks von queeren Menschen und Verbündeten zu unterstützen und einen Raum zu schaffen, in dem Erfahrungen ausgetauscht und positive Veränderungen angeregt werden können. Safe Space startet zum Ende des Pride Month und soll gewährleisten, dass die LGBTIQ+-Gemeinschaften der EPFL das ganze Jahr über Unterstützung erhalten.

Safe Space für positive Veränderungen

Zu den treibenden Kräften hinter Safe Space gehören die Fakultät für Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen (ENAC), die Doktorandin Chiara Ercolani, der UNIL-Student Alias Poma, die Assistenzprofessorin Carmela Troncoso und die Leiterin der Kommunikationsabteilung Deirdre Rochat, beide von der Fakultät für Informatik und Kommunikation (IC). Laut Ercolani hat die COVID-Pandemie den Start von Safe Space zwar verzögert, jedoch nichts an der ursprünglichen Motivation hinter der Initiative geändert.

«LGBTIQ+-Gemeinschaften sind eine unsichtbare Minderheit, denn auf der Strasse können wir einander nicht erkennen. Deshalb ist es wichtig, dass wir auf dem EPFL-Campus sichtbarer werden. Es gibt viele queere Menschen an der EPFL und in gewissen Bereichen können wir uns gegenseitig unterstützen. Oft teilen wir auch gewisse Erfahrungen, zum Beispiel beim Coming-out vor der Familie, aber auch vor dem Chef, was ich persönlich machen musste. Manchmal hilft das Wissen, dass es andere Menschen gibt, die unter vergleichbaren Umständen ähnliche Erfahrungen gemacht haben», sagte sie.

Für Carmela Troncoso ist Safe Space deshalb so wichtig, weil es schwierig sein kann, Hilfe bei regulären Unterstützungsdiensten zu finden, denn diese haben oft wenig Erfahrung mit breiteren LGBTIQ+-Problemen. «Wir wollten einen Raum schaffen, in dem LGBTIQ+-Gemeinschaften sowohl eine Stimme bekommen als auch Hilfe bei Menschen finden können, die mit ähnlichen Problemen kämpfen, z.B. Diskriminierung, der Versuch, Elternzeit oder Heirat in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung zu bewältigen, oder die Änderung des Geschlechtsmarkers. Wir wollen nicht, dass sich jemand allein oder unsicher fühlt. Ich hoffe wirklich, dass Safe Space zu etwas Nachahmenswertem wird, das anderen Minderheiten eine Hilfe bietet. Ein sicheres Umfeld ist wichtig, um die Diversität zu erhöhen. Wie wir alle wissen, bringt Vielfalt noch mehr Vielfalt hervor und die EPFL wird so zu einem inklusiven Ort.»

Ergänzung bestehender Dienste

In der Pilotphase sind über 15 Mitglieder bereit, alle Hilfesuchenden zu unterstützen. Zu den Ansprechpersonen gehört auch Professorin Gisou van der Goot, Vizepräsidentin für nachhaltige Transformation der EPFL. «Safe Space erweitert und ergänzt sicherlich die bestehenden Unterstützungsangebote, mit welchen die EPFL gegen Belästigung und Diskriminierung vorgehen will. Die Unterstützung einer Bottom-up-Initiative wie dieser ist Teil unserer umfassenderen Bemühungen, Werte wie Inklusion und Vielfalt auf dem gesamten Campus zu stärken, und ich bin stolz, ein Mitglied zu sein», erzählte sie.

Alle Safe-Space-Mitglieder sind mit LGBTIQ+-Themen und Eskalationsverfahren für die Bedürfnisse von LGBTIQ+-Gemeinschaften vertraut. Alle, die über berufliche oder persönliche Probleme sprechen oder mehr Mitglieder der LGBTIQ+-Gemeinschaft an der EPFL kennenlernen möchten, sind herzlich eingeladen, sich an eines der Mitglieder des Safe Space zu wenden.

Alle sind willkommen

In der Vergangenheit selbst mit Diskriminierung konfrontiert, ist Chiara Ercolani erfreut, dass viele auf dem Campus bereit sind, die LGBTQ+-Gemeinschaft zu unterstützen. Sie gibt aber zu bedenken, dass manche nicht wissen, wie diese Hilfe aussehen kann. In ihren Augen kann Safe Space hier Abhilfe bieten: «Wir ermutigen alle, sich in unserer Gemeinschaft zu engagieren. Selbst wenn Sie noch nicht viel mit queeren Themen in Berührung gekommen sind und Angst haben, etwas Falsches zu sagen, wird niemand etwas dagegen haben, solange Sie mit guten Absichten und der Bereitschaft zu lernen kommen. Und vergessen Sie nicht, darüber zu sprechen! Es ist unerlässlich, Diskriminierung im Alltag in einem sicheren Rahmen zu benennen, denn damit können die EPFL und die Schweiz zu einem besseren Ort werden.»