„5à7“ Neuenburg: den Unterricht angesichts der KI neu erfinden

© 2025 EPFL-SPE  / Thomas Walger

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In Begleitung von EPFL-Professoren entdeckten die Teilnehmenden Forschungsprojekte in den Labors und konnten sich über die Zukunft der Bildung, mit Fokus auf künstliche Intelligenz austauschen. Im Zentrum stand die Frage: Wie kann der Unterricht neu erfunden und dank KI lebendiger gestaltet werden? Dies prägte die Ausgabe 2025 des thematischen „5à7“ Event in Neuenburg.

Nach einer erfolgreichen ersten Ausgabe in Sion im letzten Jahr fand den vom Education Outreach Department der EPFL organisierten thematischen „5à7“ Event dieses Jahr in Neuenburg statt, dem ersten assoziierten Campus der Hochschule, der vor fast 20 Jahren gegründet wurde.

Neben Lehrpersonen aus Gymnasien des Kantons Neuenburg und des Jura zog diese neue Ausgabe auch Teilnehmer:innen aus Freiburger Collèges und Waadtländer Gymnasien an. Sie wurden von Professoren der EPFL empfangen und konnten so Forschungsprojekte in den Labors der Hochschule kennenlernen und sich über Themen im Zusammenhang mit der Zukunft der Bildung austauschen, wobei die Nutzung künstlicher Intelligenz ein wiederkehrendes Thema war.

Künstliche Intelligenz wird menschliche Beziehungen wiederherstellen

„80 % der Studierenden der EPFL nutzen generative KI-Systeme für ihr Studium“, so eine interne Studie, die Prof. Nicolas Grandjean, assoziierter Vizepräsident für Bildung, zu Beginn des Abends vorstellte. „Angesichts dieser Feststellung ist es das Ziel der neuen Schulleitung, im Lehrplan der EPFL mehr Raum für Projekte und Immersionen in die Forschung zu schaffen“, erklärte er in seiner Einleitung zu diesem thematischen „5à7“ Event. „Es sind diese konkreten Projekte und die den Studierenden zur Verfügung gestellten Infrastrukturen, die sie dazu ermutigen werden, auf den Campus zu kommen, anstatt sich Videos anzusehen.“

Prof. Simon Henein, der über seine Erfahrung im Ingenieurwesen berichtete, untermauerte diese Aussage, indem er alle Lehrkräfte dazu ermutigte, sich neue, lebendigere Unterrichtsformen auszudenken: „Es ist sinnlos, gegen die Fortschritte der KI anzukämpfen. Wir müssen uns neu erfinden, so wie es das Theater angesichts des Aufkommens des Kinos tun musste“, erklärte er.

Indem er eine Parallele zwischen dem Unterricht und den darstellenden Künsten zog, wollte Prof. Simon Henein die Lehrkräfte dazu anregen, im Unterricht etwas „Wirkungsvolleres“ anzubieten, als es ein Video vermitteln kann. „Künstliche Intelligenz wird somit menschliche Beziehungen wiederherstellen“, schloss Prof. Nicolas Grandjean.

Wie lässt sich die Lehre auf die Vorteile des Präsenzunterrichts ausrichten?

Genau wie in den darstellenden Künsten muss sich der Unterricht künftig auf die performative Dimension, die Beteiligung, das Handeln und sogar die Improvisation konzentrieren, so Prof. Simon Henein weiter. „Denn die Studierenden lernen zwar von ihren Lehrenden, aber auch durch den Kontakt mit ihren Peers, den Austausch mit Expert:innen, das Experimentieren und die Verankerung ihres Lernens in der Realität.“ Die Rolle der Lehrenden würde sich daher hin zu einer Begleitung von Begegnungen, der Vermehrung von Kontakten, dem Aufzeigen konkreter Probleme, die es zu lösen gilt, und der Vermittlung von Fachleuten entwickeln.

Neben dem Unterricht in Mechanism Design bietet Prof. Simon Henein im Rahmen des geistes- und sozialwissenschaftlichen Programms der EPFL einen Kurs in Improgineering an, der Körperausdruck, kollektives Schaffen und Improvisation miteinander verbindet. Diese Kurse können nicht online oder mit Hilfe von KI besucht werden, da das Wissen im Unterricht vermittelt wird und sich im Laufe der Sitzungen weiterentwickelt.

Zusammenarbeit, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern

Wie können die Grundkenntnisse, die für die Ausbildung von Wissenschaftler:innen, Ingenieur:innen und Architekt:innen erforderlich sind, weiterentwickelt werden? Zwar ist der Anteil der Lehrenden, die angeben, KI zur Vorbereitung ihrer Kurse und zur Unterstützung bei der Korrektur von Arbeiten zu nutzen, geringer als unter den Studierenden, doch er wächst und dürfte Zeit für ein Umdenken in der Lehre schaffen, so Prof. Nicolas Grandjean.

„Welche KI empfehlen Sie dann den Lehrpersonen?“, fragte daraufhin ein Teilnehmer. Dies war für den assoziierten Vizepräsidenten für Bildung der EPFL die Gelegenheit, bekannt zu geben, dass derzeit intern ein LLM (grosses Sprachmodell) entwickelt wird. Es wird derzeit mit den Inhalten der Lehrpläne der Hochschule trainiert, um den Studierenden Zugang zu einem zuverlässigen Chatbot zu ermöglichen. „Letztendlich ist es unser Ziel, mit Ihnen zusammenzuarbeiten und es den Gymnasiallehrpersonen zur Verfügung zu stellen, sofern wir diese Entwicklung finanzieren können“, verkündete Prof. Nicolas Grandjean den Teilnehmer:innen, deren Alltag sich mit ChatGPT ständig weiterentwickelt.

In der Zwischenzeit konnten die Lehrpersonen Forschungsprojekte in den Bereichen Uhrmacherei, künstliche Muskeln oder Herzunterstützungssysteme kennenlernen, die sie in ihren Unterricht einfliessen lassen können. „Das Exoskelett, das uns vorgestellt wurde, hat mich begeistert“, schwärmte eine Biologielehrerin, die an der Veranstaltung teilnahm. „Wir müssen uns weiterbilden, um unseren Schülerinnen und Schülern konkrete und innovative Beispiele bieten zu können“, fügte sie hinzu.

Das nächste „5à7“ Event der Schnittstelle Gymnasium-EPFL findet am Mittwoch, 19. November, im Swisstech Convention Center statt.

Übersetzt mit DeepL